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„Andrà tutto bene!” singt man sich in Italien zu. „Alles wird gut!“
Wer hat nicht diese Hoffnung? Ich sehne mich danach, dass alle momentane Angst und Sorge durch die Coronavirus-Pandemie und das Tausendfache Leid, das sie auslöst, ein Ende nimmt und wieder normales, schönes, gutes Leben möglich wird. Das ist mein Herzenswunsch für uns alle.
„Alles wird gut!“ Und doch mache ich ein Fragezeichen hinter diese drei Worte. Ja, stimmt das wirklich? Kann man das so sagen: Alles wird gut?
Was sagen die dazu, die einen lieben Menschen durch das Corona-Virus verloren haben? Oder die vielen trauernden Angehörige, die nicht einmal bei der Bestattung eines geliebten Menschen dabeisein konnten, weil sie nicht durften? Können Ärzte in den Krankenhäusern einem Corona-Patienten, der an ein Atemgerät angeschlossen mit dem Tod kämpft, sagen: „Alles wird gut!“? Wie hören die zigtausenden Flüchtlinge in den Camps in der Türkei oder auf den griechischen Inseln solche Worte?
„Alles wird gut!“ Das sind gutgemeinte Worte. Sie wollen beschwichtigen. Aber kann ein Mensch sie denn ganz im Ernst sagen? Oder ist das nicht vermessen? Sind diese Worte nicht viel zu groß? Ich höre sie, „allein mir fehlt der Glaube“.
Ich kenne ganz ähnliche Worte. Sie stehen im letzten Buch der Bibel. Dort ist zu lesen: Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein (Offenbarung 21,4). Wo und weshalb geweint wurde, das wird nicht einfach alles gut. Es wird weder übermalt noch weggewischt. Der Schmerz und die Tränen werden gesehen. Jede Träne, auch meine Tränen. Gott sieht sie. Er wischt sie ab.
Der Ausblick darauf gibt mir Kraft für jetzt und heute mit all seinen Herausforderungen.
Am Ende wird alles gut sein.
Ihr Friedrich Zimmermann (Dekan)